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Mehr Selbstverantwortung in Workshops

Mai 3, 2010

Sie machen einen Inhouse Workshop zum Thema Führen in Veränderungsprozessen oder zur Teamentwicklung und stellen nach der Vorstellungsrunde und über die Erwartungsabfrage fest, dass die Teilnehmer eher eine passive Haltung zeigen und von Ihnen erwarten „wirklich gute“ Inhalte zu liefern. Kennen Sie die Situation?

Dann könnten Sie folgendes sagen und tun – für mehr Selbstverantwortung der Teilnehmer für Ihre Ziele und Entlastung vom Erwartungsdruck (*):

  1. Lassen Sie uns bitte auf die Metaebene gehen. Ich verteile Ihnen einen Zettel mit einer Skala von 0 – 10. 0- steht für nicht konstruktiv und 10 steht für optimal. Sie kreuzen bitte an, wo sie aktuell unsere gemeinsame Kommunikationsqualität im Hinblick auf Ihre Workshopziele einordnen. Bitte anonym. Sie selbst kreuzen auch an.
  2. Danach sammeln Sie ein und mischen die Zettel, damit die Anonymität gewahrt bleibt.
  3. Danach addieren Sie die Zahlenwerte und teilen durch die Anzahl der Zettel. Diesen Durchschnittswert nennen Sie als Ergebnis.
  4. Dialog mit den Teilnehmern: 
Was halten Sie von diesem Ergebnis? Was bedeutet dies in Bezug auf Ihre Workshopziele?
  5. Dann bringen Sie in den Dialog die Erkenntnis von Niklas Luhmann ein, dass ein System wie dieser Workshop, nur aus Kommunikation besteht. Kommunikation bedeutet Interaktion, bedeutet Wechselwirkung und Rückkopplung – und ist immer etwas zwischen den beiden Partnern. Jeder Anwesende trägt also Verantwortung für die Zielerreichung; die Verantwortung kann also nie nur einer Seite angelastet werden. 
Z.B. Sie als Trainer brauchen um „gut“ zu sein, Feedback von der Gruppe, Aufmerksamkeit, Interesse, etc. Je mehr davon, desto besser für sie; je weniger desto weniger gut für Sie – und die Teilnehmer. Es gibt also Wechselwirkungen mit Auswirkungen.
  6. Was kann jeder einzelne tun, damit der Wert nach unten geht?
  7. Was kann jeder einzelne tun, damit der Wert nach oben geht?
  8. Woran lässt sich das jeweils ablesen?
  9. Wir messen das heute abend erneut.

Danach wiederholen Sie die Messung am Abend und diskutieren den Wert sowie auch die Methode. Durch mehrere Messungen gibt es somit eine objektive Vergleichsmöglichkeit dieser Werte.

Sie werden überrascht sein, was diese Aufmerksamkeitsfokussierung auf das Miteinander-Umgehen für Folgen hat. Probieren Sie es aus!

Meine Beraterkollegen Frank Ewert, Karlheinz Pape und ich haben mit dem Werkzeug „Q-TeamKommunikation“ sehr gute Erfahrungen auch in schwierigen Workshop Situationen gemacht.

Die theoretischen Grundlagen zu diesem Werkzeug dazu kommen aus der Systemtheorie und systemischen Beratung (Niklas Luhmann, Humberto R. Maturana, Milton H. Erickson, Steve de Shazer).

(*) Das hier vorgestellte Modell kann auch von Führungskräften und Fachleuten aus der OE/PE sowie Projektmanagern gut genutzt werden. Es setzt eine hohen Grad an Dialogfähigkeit voraus.

3 Kommentare leave one →
  1. Mai 4, 2010 5:57 am

    Vielen Dank für die gute Anregung! Sie passt in ihrer Qualität ganz zu Röhrig, Peter (2008): Solution Tools. Mit einem lieben Gruß an Karlheinz Pape
    Günter W. Remmert

  2. Mai 5, 2010 6:17 am

    Hallo Herr Schlachte,
    geniales Tool und absolut einsetzbar. Ich verwende es manchmal, in dem ich jeden Teilnehmer offen auf eine Karte seinen Wert schreiben lasse und auf eine andere Karte das, was er/ sie in den Workshop mit einbringt. Ich finde schon, dass auch das bereits absolut Auswirkungen zeigt. Werde aber die theoretische Diskussion rund um das Thema Systemische Interaktionen noch mit aufnehmen und auch die Konsequenzen-Diskussion im Anschluss. Davon verspreche ich mir echt etwas. Danke für die Anregung!
    Ihre Anke van Bebber

    • Mai 5, 2010 6:22 am

      Hallo Frau Bebber, danke für Ihren Kommentar. Das mit der Karte klingt auch interessant: Es verdeutlicht die Wechselwirkung, Abhängigkeit und zeigt somit Gestaltungsraum.

      Viele Grüße, Christoph Schlachte

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